Häufig ist bei alten Uhren ein Abrieb an den Gehäusekanten, bis hin zu Schweißfraß auf der Unterseite zu finden. Ein Abrieb läßt sich noch relativ leicht wieder herstellen, wenn er noch nicht zu tief geworden ist. Hierfür wird das Gehäuse aufpoliert und die Bereibungskanten und Kratzer entfernt, anschließend neu beschichtet mit der jeweiligen Oberflächenveredelung (Gold, Silber, Rhodium, Nickel). Hier stellt sich aber schon oft die Frage, ob es besser ist die Gehäuseform genau zu erhalten oder alle Kratzer zu entfernen. Oft sind die Kratzer derart tief, das die Gehäuseform unter einem vollständigen auspolieren leiden würde. Daher ist es häufig besser die Kratzer nur extrem abzumildern bis hin zur Unauffälligkeit anstatt die Form bzw. Kanten zu sehr zu verändern. Dies ist ein kostengünstiger Weg ein ansehnliches Gehäuse zu erhalten, ohne den Aufwand und damit die Kosten in die Höhe zu treiben. Bei Schweißfraß und extremen Kratzern bedeutet eine Restauration, dass Material aufgetragen werden und anschließend die ursprüngliche Form wieder hergestellt werden muss. Diese Arbeitsschritte sind wesentlich aufwendiger und damit deutlich teurer, sie machen meist nur bei wertvolleren Uhren Sinn. In Fällen, bei denen es um aus- oder abgebrochene Bandstege geht, muß immer gelötet werden. Durch die Lötung wird die Oberflächenbeschichtung angegriffen und auch immer eine komplette Restauration des Gehäuses notwendig, incl. neuer Oberflächenbeschichtung!
Bei verchromten Gehäusen müssen diese erst galvanisch entchromt werden, erst dann kann die Oberflächenbearbeitung beginnen. Zuletzt wird das Gehäuse dann verkupfert und abschließend neu verchromt. Die einzelnen Arbeitsschritte sind mit Versandwegen und Wartezeiten schon recht lang und auch der Preis erhöht sich durch den Mehraufwand deutlich. Gehäuseersatzteile sind z.B. Drücker und Kronen, auch hier kann eine farbliche Anpassung an das Gehäuse notwendig werden. Um in diesem Zusammenhang ein Problem einmal anzusprechen - einen Gehäuseboden kann man nicht einfach bestellen! Es ist ein echter Glücksfall, wenn sich ein gebrauchter Boden findet, welcher exackt zu der Uhr paßt. Es ist nicht so, dass man dies nicht versuchen kann, aber es bleibt ein Glücksfall! Einen durchriebenen Boden wieder zu schließen ist daher deutlich leichter, als einen passenden Ersatz zu finden. Auch einen Gehäuseboden zu ändern und einen Glasboden daraus zu machen, ist denkbar, hängt aber zuerst einmal von der jeweiligen Materialstärke des Bodens ab, da hier ausgedreht werden und Wandstärke plus Ansatz für ein Glas vorhanden sein muss.
Ein großes Problem bei der Gehäuserestauration stellt die Unkenntnis des verwendeten Materials dar! Hier gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Legierungen und jeder Hersteller hatte seine eigenen Materialien. In Einzelfällen ist das Material mit normalen Mitteln garnicht zu galvanisieren. Schwierige Materialien sind auch Edelstähle, auch wenn es hier bereits Lösungen gibt. Häufig zeigen sich Schwierigkeiten auch erst nach längerer Zeit durch starkes Anlaufen, weil das Untermaterial reagiert oder es kommt beim Beschichten zu einer Blasenbildung wegen Nichthaftung der Beschichtung. Hier kann man Abhilfe schaffen durch eine Unterschicht mit Glanznickel oder Kupfer, welche meist eine bessere Haftung auf dem Gehäusematerial haben. Dies kann man meist bereits bei der Bearbeitung sehen, da auch die Hersteller auf diese Techniken zurückgegriffen haben und die Unterschichten auftauchen bei der Politur der Gehäuse. Dennoch bleiben einige wenige Materialien, welche sich mit normaler Technik nicht beschichten lassen (z.B. Zinkspritzguß, Aluminium, Speziallegierungen).
Eine nicht unwichtige Rolle spielen die Edelmetallpreise bei der Galvanik. Es ist keine Ausbeuterei wenn die Elektrolyte teurer werden, dies liegt meist an massiv gestiegenen Edelmetallpreisen. Der Goldpreis hat sich im Laufe der letzten beiden Jahre nahezu verdoppelt, ebenso natürlich der Preis für goldhaltige Elektrolyte, wobei die Kosten hier ca. mit 100% über dem jeweiligen Goldpreis je Gramm Feingehalt liegen! Dies sind zwar Kosten, welche ich auch an den Kunden weitergeben muß, dennoch machen sie nur etwa 50% der Aufarbeitungskosten aus. Ein Gehäuse aufzupolieren ist eben Handarbeit und mit keiner Maschine zu machen. Im Gegenteil, ich arbeite mit Arbeitsgeräten, welche bewußt nur sehr kleine Flächen polieren um die Gehäuseform möglichst genau erhalten zu können.